
Über zwei Mo nate fand in den Hamburger Kindertagesstätten ausschließlich eine Notbetreuung statt. Seit Montag öffnen sie wieder schrittweise, zunächst für die 5- bis 6-Jährigen im Vorschulalter. Das Niendorfer Wochenblatt hat in Kitas aus dem Stadtteil nachgefragt, vor welchen Herausforderungen sie stehen und wie sie die neue Betreuungssituation praktisch umsetzen.
Klare Strukturen mit Planungssicherheit, zum Beispiel beim Personaleinsatz, gibt es momentan in keiner Einrichtung mehr. „Wir müssen uns jede Woche neu organisieren“, meint beispielsweise Daniela Werner, Leiterin der Elbkinder-Kita Bindfeldweg. Bereits die Notbetreuung, die weiter fortgeführt wird, sei eine logistische Herausforderung. Von den anfänglich fünf Kindern werden am Bindfeldweg mittlerweile gut 80 und damit fast ein Drittel in Kleingruppen betreut. „Wo sonst 50 Kinder zusammen spielten, sind es aktuell maximal 15“, so Daniela Werner. Je mehr Kids nun zurückkommen, desto „sportlicher“ werde es, die strengen Trennungs- und Hygienemaßnahmen beizubehalten. Denn bereits das ständige Reinigen und Desinfizieren von Toiletten, Tischen, Türklinken etc. bedeute einen erhöhten Personalaufwand.
Auf die Frage, wie es mit den Abstandsregelungen klappt, antwortet die Kita-Leitung: „Die Kinder spielen normal miteinander, alles andere wäre nicht umsetzbar.“ Und auch zu den Erziehern sei die Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Meter unrealistisch, erklärt Susanne Loock, Leiterin der Kita „Lütte Niendorfer“ der Pestalozzi-Stiftung Hamburg: „Wir haben schließlich auch Kinder, die gewickelt, gefüttert oder einfach mal getröstet werden müssen.“
Für die Eltern gelten jedoch strengere Vorschriften: Während sie in der Kita Bindfeldweg Masken tragen müssen, bleiben sie in der „Lütte Niendorfer“-Einrichtung draußen vor der Tür. „Da bislang nur 13 Kinder unsere Notbetreuung nutzen und bei den Älteren eine Verabschiedung nicht so schwer fällt, ist das aktuell noch gut machbar“, meint Susanne Loock. Schwieriger werde es, wenn die Kleineren wieder- kommen – nach dieser langen Pause ist bei vielen eine neue Eingewöhnung (mit den Eltern) zu erwarten.
Re-Eingewöhnungen
„In unserer Notbetreuung gab es bereits Re-Eingewöhnungen, die aber erstaunlich unkompliziert liefen“, berichtet Daniela Werner und fügt optimistisch hinzu: „Wir machen das Beste draus und haben trotz allem tagtäglich viele lachende Gesichter.“ kh
Stufenweise Rückkehr zum Normalbetrieb
Der Plan zur Rückkehr in den Kita-Normalbetrieb sieht mehrere Schritte mit Beobachtungszeiträumen von je zwei Wochen vor. Bei positivem Verlauf der Anlaufphase könnten ab Montag, 8. Juni, die Viereinhalb- bis 5-Jährigen wieder in die Kita und ab Montag, 29. Juni, die 3- bis Viereinhalbjährigen. Noch vor Ende der Schulferien könnte dann ein Kita-Besuch für alle Kinder möglich sein. Gegebenenfalls muss die Betreuung, zum Beispiel durch versetzte Betreuungszeiten, aber noch flexibel angepasst werden. Die Notbetreuung kann weiterhin von allen Eltern in systemrelevanten Berufen, von Alleinerziehenden und für Kinder mit dringlichem sozialpädagogischen Förderbedarf in Anspruch genommen werden.
Der Beitrag „1,50 Meter Abstand<BR> geht nicht“ erschien zuerst auf Niendorfer Wochenblatt.